Auch die Fotogramme spielen mit unserer räumlichen Wahrnehmung.
Sie werden mithilfe von Schablonen hergestellt, die sich aus bis zu
zehn einzelnen Dreiecksformen zusammensetzen. Unterschiedliche
Belichtungszeiten erzeugen die Abstufungen zwischen Schwarz und
Weiss. Durch Variationen in der Belichtungsabfolge kann eine Schablone
völlig unterschiedliche Bildlösungen hervorbringen.
Es entsteht ein  geometrisches Gefüge, das stark dreidimensional
wirkt. Mein Ziel ist hierbei nicht, eine in sich schlüssige Lichtführung
zu imitieren. Es ist unser Gehirn, das bereitwillig Körperhaftes
zu erkennen meint. Das Kaschieren auf einen Träger, das Ausschneiden
der Form und die rahmenlose Hängung auf der Wand verstärken die
räumliche Wirkung.

‚Das Fotogramm ist ein lichtbildnerisches Verfahren, das bereits im 19. Jahrhundert angewendet und dann insbesondere am Bauhaus, etwa bei László Moholy-Nagy künstlerisch-experimentell weiter entwickelt wurde. Es sind ohne Kamera gemachte Aufnahmen, bei denen durchsichtige oder undurchsichtige Gegenstände auf Fotopapier gelegt werden, die sich durch unterschiedlichen Lichteinfall und unterschiedliche Belichtungszeit auf dem Bildträger abbilden.
Esther Hagenmaier wendet dieses Verfahren an, indem sie Schablonen aus Dreiecken einsetzt und die Belichtungszeiten so wählt, dass von tiefem Schwarz über variierende Graustufen bis zu Weiß verschiedene Hell-Dunkel-Bereiche abgebildet werden. Der Arbeitsprozess bleibt eine Mischung aus überlegtem Vorgehen und experimentellem Ablauf, bei dem kristallin anmutende Kompositionen aus geometrischen Formationen entstehen, die in ihren unterschiedlichen Hell- und Dunkelwerten Räumlichkeit hervorrufen, obwohl die Darstellung an die Fläche gebunden bleibt. Jedoch geht es hierbei nicht um einen Illusionismus zentralperspektivischer Prägung, nicht das Raumkontinuum ist Aufgabe der Darstellung – vielmehr der den Betrachter irritierende Bildraum, der sich „plastisch“ zu falten scheint.
Ausgehend von den „Faltungen“, einer 2008 entstandenen Werkserie mit tatsächlichen dreidimensionalen Objekten, verlagert Esther Hagenmaier die Gestaltung bei den hier gezeigten, ab 2009 entwickelten Fotogrammen der Gruppe „triangular“ in die Fläche.
Durch das polygonale Bildformat und die kristalline Struktur eignet den Arbeiten etwas „Objekthaftes“, das heißt wir nehmen die Fotogramme nicht als zweidimensionale Bildflächen wahr, auch nicht als „abbildende“ definierte Bildfelder, sondern als räumlich motivierte und plastisch-reliefhaft erscheinende Gebilde.‘
Andreas Bayer, 2010, zur Ausstellung RAUMSEHEN, KuBa Saarbrücken